Tweety

Nach monatelangen Überlegungen und Diskussionen hat sich Ende Januar 2007 unsere Familie um ein kleines Mitglied vergrößert. Nein, kein Kind.
:-)
 Ein kleiner, spanischer Straßenhund zog bei uns ein.

Eine Tierschützerin befreite sie aus einer Tötungsstation in der Nähe von Denia (Festland gegenüber von Mallorca), nannte sie Mascotta und brachte sie über die Tierschutz-Organisation Denia Dogs nach Deutschland. Sie kam zu Nicole Pulver (einer Vermittlerin von Denia Dogs) in Pflege. Da Nicole Pulver sich den Namen Mascotta nicht merken konnte gab sie der kleinen Hündin den Namen Tweety.

Eigentlich interessierten wir uns für eine andere, kleine Hündin die Nicole Pulver damals in der Vermittlung hatte. Diese kleine Hündin war aber schon vermittelt als wir anriefen. "Ich hab da aber noch einen anderen kleinen Notfall, den könnt ihr euch gerne ansehen." Das sagte Nicole Pulver uns am Telefon. Keine 3 Stunden später gehörte eine kleine, sehr magere (aber sehr selbstbewusste) Hündin zu unserer Familie.


Tweety kam in unsere Wohnung, knurrte kurz ihr Spiegelbild in unserer Vitrine an, machte einen Satz auf das Sofa und schlief erstmal ganz in Ruhe. Auf dem Sofa lag an dem Tag noch eine Bettdecke da meine Nichte Britta bei uns übernachtet hatte. Diese weiche, bequeme Bettdecke wurde von Tweety sofort als ihr Eigentum betrachtet.



 
Auf dem zweiten Bild kann man noch die sehr lange Kastrations-Narbe an Tweety`s Bauch sehen. Auch wenn unser Tierarzt sehr begeistert von der Naht war (wir haben die Fäden erst bei unserem Tierarzt in Köln ziehen lassen) interessierte mich was es damit auf sich hat. Nun, Tweety hatte als sie in der Tötungsstation saß Welpen im Bauch. Leider müssen diese Welpen von einem sehr großen Vater gezeugt worden sein. Es war klar das weder Mutter noch Welpen überleben würden. Daher wurden bei der Kastration auch die Welpen entfernt. Ich finde die damalige Entscheidung "Abtreibung/Kastration" war der einzig mögliche Weg. Heute (wo ich diesen Text schreibe) ist von der Narbe absolut NICHTS mehr zu sehen. Der Tierarzt in Spanien war mit Nadel und Faden offenbar ein echter Künstler. Das Fell von Tweety muss wie eine Filzmatte ausgesehen haben. So kam es das Nicole Pulver (Besitzerin eines Hundestudios) gleich an Tweety`s erstem Tag in Deutschland mit der Schermaschine über Tweety hergefallen ist. So kam Tweety mit einer eleganten Kurzhaar-Frisur zu uns.

Nach kurzer Zeit zeigte sich das Tweety ein absolut kriesenfester Hund ist. Sie passte sich in wenigen Tagen perfekt und unauffällig in unser Großstadt-Leben ein. Stubenrein war Tweety vom ersten Moment an. Nach 10 Tagen gab es keine Hinterlassenschaften auf Bürgersteigen und Gehwegen mehr und nach knapp 3 Wochen konnte Tweety "offline" laufen. Tweety klaut nichts, kaut nichts an und ist in der Wohnung so leise das die Nachbarn längere Zeit brauchten um zu merken das in unserer Wohnung ein Hund lebt.


Die ersten Tage waren Tweety`s Rippen und Rückenwirbel nicht nur zu ertasten sondern auch deutlich zu sehen. Dank regelmäßiger Fütterung hatte sich das aber recht zügig erledigt. Bis heute kann man aber deutlich sehen das Tweety mal Not kennengelernt hat : sie frisst ihre komplette Tagesration in wenigen Sekunden. Sie musste halt früher alles sofort fressen sonst wäre es ihr von anderen Straßenhunden weggefressen worden. Auch Leckerchen werden sofort gefressen. Selbst Kauknochen versucht sie in einem Zug zu vernichten. Weggehen und liegen lassen gibt es bei Tweety nicht.


Das Bild links zeigt Tweety mit ihrem allerersten Kauknochen. Es war lustig zu sehen wie Tweety diesen Kauknochen erstmal ganz in Ruhe von allen Seiten beschnuffelt und beleckt hat um festzustellen was das wohl für ein Teil ist. Es hat mehr als eine Stunde gedauert bis sie das erste Mal so richtig darauf gekaut hat. Leider hat sie sich später angewöhnt große, abgerissene Stücke komplett zu verschlucken. Deshalb bekommt sie Kaustangen und Kauknochen nur noch unter Aufsicht. Dann kann man ihr solche (zu großen) Brocken rechtzeitig abnehmen.


Suchbild ...
Wo ist der Hund ?
Richtig : auf dem Sofa. :-)
Schön gemütlich in ihre Decke gekuschelt und warm zugedeckt. Die erste Zeit (mit dem sehr kurz geschorenen Fell) hat sie das geliebt. Wenn das Fell etwas länger ist wird es ihr schnell zu warm wenn man sie zudeckt.


Deutlich zu sehen war das Tweety schon in den ersten Tagen in der Lage war sich völlig zu entspannen. Auch wenn man sich in der Wohnung bewegt hat lag Tweety tief schlafend auf dem Rücken ohne sich zu rühren. Sie scheint sich also schon sehr früh wirklich sicher gefühlt zu haben. Nach den Erfahrungen die Tweety in Spanien gemacht haben muss fanden wir das sehr erstaunlich.

Hier möchten wir ein kleines, erstes Fazit ziehen. Den Schritt zum "Second-Hand-Hund" haben wir nie bereut. Es ist unglaublich spannend gewesen zu sehen wie dieser Hund (der ja erwachsen war und ganz eigene Erfahrungen gemacht hatte) sein neues Leben erforschte und aktiv gestaltet. Es hat sich wirklich gelohnt einen Straßenhund aufzunehmen. Wir können das nur empfehlen. Allerdings sollte man sich vorher über eventuelle Probleme gut informieren. Eine seriöse Tierschutzorganisation wird zum Beispiel über die s.g. Mittelmeerkrankheiten aufklären. Das die Hunde geimpft, gechipt, mit einem Pass versehen und auf Mittelmeerkrankheiten getestet sein sollten versteht sich von selbst. Einige Tierschutz-Organisationen die wir für seriös halten findet ihr links in der Linkliste. Das soll natürlich nicht heißen das Orgas die dort nicht erscheinen automatisch unseriös sein müssen. Es lohnt sich oft den Namen der Tierschutz-Orga zu googeln. Im Internet findet man oft genügend Hinweise um abschätzen zu können ob eine Orga seriös arbeitet.
Bilder wie dieses zeigen das es sich lohnt so einem Hund die Chance auf ein vernünftiges Leben, gute Ernährung und Spaß zu geben. Machen sie es uns nach. Denia Dogs hat so viele verschiedene Fellnasen in der Vermittlung das für jeden das passende zu finden sein müsste.

Damit Nicole problemlos mit Tweety durch die Stadt fahren konnte musste nach Tweety`s Einzug schnell eine Lösung her. Gebaut wurde ein "Beifahrersitz" für Tweety damit sie auf dem Rolli mitfahren kann. In dieser ehemaligen Post-Briefkiste befindet sich ein dickes Kunstleder-bezogenes Sitzpolster damit Tweety es so richtig bequem hat.

Nachdem Tweety begriffen hatte das es schön ist wenn man gefahren wird war die Nutzung der Box völlig problemlos. Tweety liebt das Ding so das sie ihre Box wütend verteidigt wenn ein anderer Hund zu nahe ran kommt.
 Ein weiterer Vorteil der Box ist das man Tweety überall hin mitnehmen kann ohne das sie getreten werden kann.

An sicheren Stellen läuft Tweety natürlich auch selber. Dazu sind an der Box 2 Ausziehleinen (3 und 8 Meter) angebaut.


Übrigens würde Tweety gar nicht auf die Idee kommen auf dem Bürgersteig irgendwelche Tretminen zu hinterlassen. Selbst unser kleiner Straßenhund hatte innerhalb weniger Tage raus das man sowas nicht machen sollte. Wenn ihr mal seht das ein Hund auf dem Bürgersteig einen Haufen liegen lässt ... das Schwein ist am anderen Ende der Leine !


Der Umgang mit anderen Hunden ist unterschiedlich. Von machen Hunden lässt sie sich (fast) alles gefallen und spielt auch mit ihnen.






















Andere Hunde dürfen nichtmal nah genug an sie ran um schnüffeln zu können. Wir überlassen Tweety diese Entscheidung.

Auch raufen möchte sie nicht mit jedem Hund, sie ist da SEHR wählerisch. Wenn sie aber mal rauft schafft sie es durchaus sich gegen größere Hunde durchzusetzen.







Kommen wir zu einem ganz lustigen Thema. Bis heute zeigt Tweety so kleine Eigenheiten. Sie verabscheut z.B. ihr Geschirr. Ihrer Meinung nach hat sowas an einem echten Hund nichts zu suchen. Und das macht sie auch überdeutlich sichtbar.
Um ihr das Geschirr anzuziehen muss man ihre Vorderbeine anheben. Und der "arme" Hund bleibt dann so sitzen. Mit einem echt jämmerlichen Gesichtsausdruck und Hängeschultern ...
Ihr werdet lachen. Ich habe ihr erst das Geschirr angezogen. Dann erst bin ich an die Kameratasche gegangen, habe die Kamera klar gemacht und dann erst (nach ca. 90 sec.) entstand das Bild. Sie bleibt dann locker 2 bis 3 Minuten so sitzen wenn man sie lässt ...
Deutlicher kann man eisige Ablehnung doch gar nicht mehr zeigen, oder ?

Genauso negativ sieht Tweety natürlich auch ihr Mäntelchen. Da sie öfter mal geschoren werden muss ist das aber leider zeitweise notwendig.

Auch in anderen Fällen kann sie so richtig schön gnazig aus der Wäsche schauen. Hier ist sie gerade stark genervt weil ich sie nicht auf dem Fußboden der S-Bahn nach fressbarem suchen lasse ...




















Was sie gar nicht leiden kann ist Wasser. Vor allem nicht wenn sie es abkriegt ...
Wenn sie sich schüttelt schleudert sie die Hinterbeine bis zu 20 cm hoch nach rechts und links weg.
Da kriegt man schon vom zusehen ein Schleudertrauma !

Ansonsten ist Tweety sehr krisen-fest. Man kann sie eigentlich überall mit hin nehmen. O.k. eine Einschränkung gibt es schon : Feuerwerk. Aber da gehen wir dann eben ohne sie hin.
In der Folge einige Bilder von Tweety in ungewöhnlichen Situationen :
Tweety (und Sven) auf dem Stein-Elefant vor der Zoom-Erlebnisswelt Gelsenkirchen (zu diesem Zoobesuch später mehr)

Tweety und zwei riesige "Gummibären" in der Innenstadt von Giessen

Tweety (auf Kurzstrecke) unterwegs mit dem Fahrrad
Tweety (auf Langstrecke) unterwegs mit dem Fahrrad-Anhänger
Auf vielfach Wunsch einer Leserin hier noch der Text des Schildes am Anhänger :
Vorsicht Hund an Bord ! 
Siehst du Tweety ohne Leine helfen Glück und schnelle Beine !

Obwohl Tweety ausgesprochen verfressen ist hat sie seit sie bei uns ist noch keine Versuche gemacht etwas zu "klauen".
Man kann ohne Bedenken seine Einkäufe neben dem Hund in die Rollibox legen. Sie weiß ganz genau das da ein leckeres Brötchen mit Schinken und Käse neben ihr liegt ... . Das wird aber offensichtlich mit Absicht ignoriert. Sie schaut angestrengt in eine ganz andere Richtung !

Natürlich fährt unsere Schnuffelnase auch zum Camping mit.
Allerdings ist auch beim Camping eine artgerechte Tweety-Haltung notwendig. Sie kann eben nicht ohne Kissen ...
Vorne an der Markise haben wir eine Quer-Leine befestigt. Auf dieser Leine wird eine 3m lange Flexleine als Laufleine befestigt. So kann Tweety sich frei bewegen ohne das sie gleich den ganzen Campingplatz unsicher machen kann.
Gelegentlich kommt in Tweety noch die spanische Seniorita durch. Obwohl wir ihr ein bequemes Polster in Schatten gelegt hatten musste sie sich unbedingt in die pralle Sonne legen. Und das bei gut 30 Grad.





Guckst du später wieder rein. Bis dahin hab ich dann ausgeschlafen und mit meinem Herrchen zusammen hier für noch mehr Inhalt gesorgt !